Das Fleisch von Wildschweinen aus den Wäldern Bayerns ist teilweise so stark radioaktiv belastet, dass es für den menschlichen Verzehr nicht geeignet ist. Immer wieder müssen geschossene Tiere daher entsorgt werden. Für die radioaktive Belastung der Tiere sind schon länger zwei Gründe bekannt: Die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl 1986 und die oberirdischen Atombombentests aus den 1950er und 1960er Jahren. Wegen der sehr lokalen Gewitterregen an dem Tag, an dem die radioaktive Wolke aus Tschernobyl über Europa zog, ist die Strahlenbelastung regional stark unterschiedlich. In Deutschland ist insbesondere Südbayern betroffen. Die radioaktiven Stoffe aus den Atombombentests haben sich weltweit verteilt.
Forscher:innen der Universität Hannover und TU Wien haben kürzlich den Ursprung der Radionuklide in Wildschweinen aus Bayern genauer untersucht. Demnach geht die radioaktive Belastung von Wild in Bayern tatsächlich auf Tschernobyl zurück, ein überraschend hoher Anteil der Belastung stammt jedoch aus den Atombombentests. Die Forscher:innen vermuten, dass auch hier die Auswaschung aus der Atmosphäre regional unterschiedlich war, etwa weil es im Alpenvorland häufiger regne. Manche Gebiete seien von beiden Quellen stark betroffen.
Auch ohne die Tschernobyl-Katastrophe wären mancherorts Wildschweine also weit über dem Grenzwert von 600Bq/kg verstrahlt, welcher allerdings erst nach Tschernobyl eingeführt wurde. Für die gesundheitliche Gefahren durch den Verzehr des Wildfleisches ist es letztlich egal, aus welcher Quelle die künstliche Radioaktivität stammt.
Das Umweltinstitut hat sich 1986 infolge der Tschernobyl-Katastrophe gegründet, um unabhängig die radioaktive Belastung von Lebensmitteln überprüfen zu können und ihr Messprogramm besteht bis heute. Die Messergebnisse von Waldprodukten können jederzeit online eingesehen werden.
Quelle: aus dem Newsletter des Umweltinstitutes München e.V. vom 7. September 2023 https://umweltinstitut.org